Anlässlich der kritischen Situation im japanischen Atomkraftwerk Fukushima I ergibt sich auch hierzulande eine gewisse Unsicherheit. Im Gespräch sind vor allem die Jodtabletten als „Strahlenschutz“.
Jodtabletten, deren „Wirkstoff“ das Kaliumiodid ist, sind in den Apotheken zu kaufen, weil sie grundsätzlich auch als Mittel gegen Jodmangel einsetzbar sind.

Die Einnahme sollte nicht eigenmächtig erfolgen!

Trotz der Verfügbarkeit der Jodtabletten ist dringend davon abzuraten, sie nach eigenmächtiger Entscheidung einzunehmen. Das gilt sowohl für Deutschland als auch für die kritischen Gebiete in Japan, denn die Wirksamkeit ist wesentlich davon abhängig, die Jodtabletten zum richtigen Zeitpunkt einzunehmen. Vergessen darf man dabei ebenso wenig, dass Jod in dieser Konzentration seinerseits selbst eine giftige Substanz ist, besonders für ältere Menschen ab einem Alter von ca. 45 Jahren, sowie für Allergiker oder Menschen mit bereits geschädigter Schilddrüse.

Radioaktives Jod (Iod)

Nach einem Atomunfall, wie jüngst in Japan, wird radioaktives Jod frei.
Dieses Jod gibt seinerseits Strahlung ab, die für den Menschen gefährlich ist. Diese Strahlung, sowie die Strahlung anderer Substanzen, wird übrigens in Sievert (Sv) bzw. in Millisievert (mSv) gemessen.
Entscheidend ist hierbei, dass dieses radioaktive Jod durch die Atemluft, Getränke oder Speisen in den menschlichen Organismus gelangt und sich dann in der Schilddrüse ablagert. Kaum überraschend ist jetzt, dass sich dann Schilddrüsenkrebs entwickeln kann.

Die Wirkung des Kaliumiodids

Um zu vermeiden, dass sich das radioaktive Jod in der Schilddrüse ablagert, wird sie einfach präventiv mit Jod aus den Jodtabletten geflutet, sodass sich kein radioaktives Jod mehr dort ablagern kann.
Folglich ist eine einmalige Einnahme der Jodtabletten ausreichend.
Voraussetzung ist allerdings, dass der Zeitpunkt der Einnahme stimmt, also wenige Stunden vor bis maximal zwei Stunden nach der eigentlichen Belastung durch das radioaktive Jod. Sofern die Erstbehandlung mit Kaliumiodid nicht mehr als einen Tag nach der Belastung erfolgt, kann zumindest noch die Zeit verringert werden, während der das radioaktive Jod im Körper verweilt. Bei noch weiter verzögerter Behandlung bewirken die Jodtabletten allerdings sogar das Gegenteil und sorgen für eine längere Belastung durch das Radioiod.

Fazit

In Deutschland ist es nicht notwendig, Jodtabletten einzunehmen – das bestätigt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Es ist daher auch unbedingt davon abzuraten, Jodtabletten einzunehmen. Trotz des im Ernstfall zwar wirksamen Schutzes der Schilddrüse, bleibt das Kaliumiodid in dieser Konzetration trotzdem ein potentielle Gefährdung, dessen Nutzen erst im Vergleich zur Vergiftung mit Radioiod zur Geltung kommt.
Grundsätzlich würden die Behörden auch entsprechende Mitteilungen mit dem bevorzugten Zeitpunkt und der empfohlenen Dosis durch die Medien in Umlauf bringen, falls es hierzulande notwendig werden sollte.
Vor allem aber ist es auch wichtig zu erkennen, dass die Jodtabletten kein Allheilmittel oder umfänglicher Strahlenschutz sind, und eben lediglich die Schilddrüse schützen.