Die Aminosäure Histidin
Histidin ist eine semi-essentielle proteinogene Aminosäure, die der Körper in gewissen Mengen selbst in der Leber synthetisieren kann. Bei Kindern ist eine zusätzliche Aufnahme über die Nahrung erforderlich, während Erwachsene einen Histidinmangel eine Zeit lang über die eigene Produktion kompensieren können.
Histidin besitzt ein Stereozentrum. Das heißt, es existieren zwei spiegelbildliche Formen, das L-Histidin und das D-Histidin.
Physiologisch von Bedeutung ist nur die natürlich vorkommende L-Form. Taucht Histidin in der Literatur ohne Präfix auf, handelt es sich grundsätzlich um L-Histidin.
Inhaltsverzeichnis
So wirkt L-Histidin im Körper
Sauerstoffversorgung
L-Histidin fungiert sowohl im roten Blutfarbstoff Hämoglobin als auch im muskulären Myoglobin als Bindungsort für das Eisenatom. Daher spielt es eine entscheidende Rolle beim Sauerstofftransport im Körper und bei der Pufferung des pH-Wertes im Blut.
Da es außerdem Metallionen in den Mitochondrien bindet, ist es an wichtigen Stoffwechselvorgängen wie der zur Energiegewinnung benötigten Atmungskette beteiligt.
Wundheilung und Gewebereparatur
Der Körper wandelt L-Histidin in das Gewebshormon Histamin um. Dieses unterstützt die Wundheilung und die Abwehrreaktion des Immunsystems gegen Fremdstoffe.
Histamin bewirkt, dass sich im betroffenen Gewebe Flüssigkeit ansammelt und zu einer Entzündungsreaktion führt, die der Beseitigung der Eindringlinge dient. Überdies aktiviert die Histamin-Ausschüttung weitere Leukozyten zur Verstärkung der Abwehrreaktion.
Bei Allergien wird ebenfalls Histamin ausgeschüttet. Allerdings setzt es in diesem Fall unerwünschte Abwehrmechanismen in Gang.
Darüber hinaus ist L-Histidin an folgenden Körperfunktionen beteiligt:
Anwendungsmöglichkeiten für L-Histidin
Rheumatoide Arthritis
Bei rheumatoider Arthritis baut der Körper vermehrt L-Histidin ab. Dadurch sinken die Histidin-Spiegel des Blutes und der Gelenkflüssigkeit. Je niedriger die Spiegel sind, desto stärker sind die Versteifungen und die Schmerzen.
Ergänzungen mit L-Histidin können zu einer Linderung der Entzündungen und Schmerzen beitragen. Das gilt vor allem für fortgeschrittene Stadien.
Chronische Niereninsuffizienz
Schutz vor bestimmten degenerativen Erkrankungen
Schutz vor Strahlenschäden
Blutdrucksenker
Symptome eines Histidinmangels
Sinkt der Histidin-Spiegel im Blut, können Migräne, Kopfschmerzen und Mittelohrentzündungen die Folge sein. Weitere Symptome für einen Histaminmangel sind Dünn- und Dickdarmentzündungen, Blähungen sowie Verstopfung oder Durchfall.
Außerdem kann ein Histidindefizit zu einer Schwächung des Immunsystems führen. Überdies ist es möglich, dass Wunden schlechter verheilen, die Gelenke steif werden und Gelenkschmerzen entstehen.
Bei Kindern kann sich ein zu niedriger L-Histidin-Spiegel nachteilig auf das Körperwachstum auswirken.
Dosierung und Überdosierung
Der empfohlene Tagesbedarf für Erwachsene liegt bei 8 bis 12 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Neugeborene benötigen rund 70 Milligramm, Kleinkinder zwischen einem und drei Jahren bis zu 15 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.
Erwachsene können bis zu vier Gramm L-Histidin pro Tag einnehmen, ohne Nebenwirkungen befürchten zu müssen. Die Einnahme sollte möglichst auf leeren Magen erfolgen, da der Körper die Aminosäure dann besser absorbiert.
Auch Kinder können L-Histidin in reiner Form zu sich nehmen. Es empfiehlt sich jedoch, die empfohlene Tagesmenge nicht zu überschreiten und vor dem Verabreichen einen Spezialisten zu konsultieren.
Quellen
- Makoto Watanabe, et al. Consequences of low plasma histidine in chronic kidney disease patients: associations with inflammation, oxidative stress, and mortality. 2008. American Journal of Clinical Nutrition. 87(6): 1860-1866. ↩
- Tuttle KR et al.: Dietary amino acids and blood pressure: A cohort study of patients with cardiovascular disease; American Journal of Kidney Diseases. 2012. 59(6):803-9 ↩
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