Die fettlöslichen K-Vitamine fungieren als Cofaktor in vielen Carboxylierungsreaktionen und sind somit an der Erzeugung von Gerinnungsfaktoren beteiligt, welche für die korrekt ablaufende Blutgerinnung benötigt werden. Vitamin K ist zwar relativ hitzestabil und auch inert gegen Sauerstoff, wird jedoch unter dem Einfluss von Licht inaktiv und ist anschließend nicht mehr für den Körper verfügbar. Einmal mit der Nahrung aufgenommen gelangt es entweder über aktiven Transport in den Dünndarm oder diffundiert einfach in das Gewebe des Verdauungstraktes. Über Lymphe und Blut wird der lebensnotwendige Stoff schließlich zu den jeweiligen Organen transportiert, welche ihn benötigen (vor allem zur Leber) und kann hier maximal vierzehn Tage lang gespeichert werden.

Pro Tag sollten Männer mindestens 80 µg und Frauen mindestens 60 µg Vitamin K aufnehmen, was in Abhängigkeit zum Körpergewicht steht. Für Kinder sollten 10 µg/kg Körpergewicht nicht unterschritten werden, wodurch zumindest die Gerinnungsfaktoren in der Leber aktiviert werden können, zusätzliche Funktionen jedoch noch nicht möglich sind. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder müssen oftmals zusätzlich mit dem Vitalstoff versorgt werden, um genügend Vitamin K zu erhalten, da ansonsten die Gefahr von Gehirnblutungen entstehen kann. Auch Personen mit viel Stress oder einer unausgewogenen Ernährung müssen besonders auf eine ausreichende Aufnahme von Vitamin K achten, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Nahrungsmittel mit viel Vitamin K

Da Vitamin K dazu benötigt wird, Blutungen zu stoppen, Knochen aufzubauen und das Zellwachstum zu regulieren, sollte stets auf eine ausreichende Aufnahme des lebenswichtigen Vitalstoffes geachtet werden. Vor allem grüne Pflanzen bilden eine Variante namens Phyllochinon bzw. Vitamin K1, welche von essentieller Bedeutung für den Menschen ist. Sie kann nur mit Hilfe von Gallensäure resorbiert werden, weshalb sich eine gleichzeitige Fettaufnahme besonders positiv auswirkt. Phyllochinon ist in den Chloroplasten von Pflanzen zu finden, während Vitamin K2 ausschließlich von bestimmten Mikroorganismen gebildet werden kann. Diese leben zum Teil auch in der menschlichen Darmflora, spielen jedoch nur eine sehr kleine Rolle bei der Versorgung des Organismus mit genügend Vitamin K, da die Variante weniger biologisch aktiv ist.

Während einer Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten wie Cumarin, welche als Gegenspieler zum Vitamin K gesehen werden können, kann es selbst bei einer leichten Überdosierung zu lebensgefährlichen Blutungen kommen. Im Gegensatz dazu sind Vitamin K1 und K2 auch in höheren Dosen nichttoxisch, sodass der Einsatz unterstützendender Nahrungsergänzungsmittel vollkommen unbedenklich ist.

Um der normalen Ernährung Produkte mit hohen Vitamin-K-Gehalten hinzuzufügen, eignen sich vor allem Broccoli, Blumenkohl und Chicorée. Auch andere Gemüsesorten wie Möhren oder Zwiebeln bzw. Rosenkohl können zur Deckung des täglichen Bedarfs herangezogen werden. Als besondere Empfehlung gelten vor allem Brennnessel und Löwenzahn, da sie die höchsten Mengen an Vitamin K pro 100 g aufweisen und somit einen wertvollen Beitrag zur Erreichung der Mindestaufnahme liefern. Mittlerweile gibt es einfach Rezepte zur Herstellung eines leckeren Salates aus den eben genannten Pflanzen, weshalb ein guter Ausgangspunkt für die ausreichende Aufnahme von Phyllochinon besteht. Da es nicht immer möglich ist, sich derart ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren, kommt es immer wieder zu Mangelversorgungen, wodurch der Einsatz geeigneter Supplemente mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Andernfalls steigt das Risiko für Osteoporose und die Blutungsneigung nimmt zu.

Funktionen von Vitamin K

Vitamin K ist wesentlich an der Bildung der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X beteiligt, welche in ihre gerinnungswirksame Form überführt werden müssen, um übermäßige Blutungen zu verhindern. Sie besitzen folglich wichtige Aufgaben bei der Realisierung der plasmatischen Gerinnung und zeichnen sich durch eine hohe biochemische Aktivität im menschlichen Gerinnungssystem aus. Auch die gerinnungshemmenden Proteine C und S werden mit Hilfe von Vitamin K carboxyliert, woraufhin eine bessere Regulation der Blutgerinnung möglich ist. Selbst hohe Dosierungen von bis zu 40 mg täglich führen nicht zu pathologisch veränderten Gerinnungswerten, welche wiederum Thrombosen begünstigen würden, sondern werden durch die gerinnselauflösende Fibrinolyse ausgeglichen. Auch die gerinnungshemmenden Eigenschaften einiger Medikamente können bei Bedarf (zum Beispiel nach einer Dialyse) leicht durch Vitamin-K-Gabe wieder aufgehoben werden.

Ein anderes wichtiges Einsatzfeld von Vitamin K ist die Knochenmineralisation, bei welcher das carboxylierte Osteocalcin in knochenbildendes Hydroxylapatit überführt werden kann. Um dies zu bewerkstelligen, werden höhere Vitamin-K-Spiegel als für die Aktivierung des Gerinnungssystems benötigt, weshalb unbedingt auf eine ausreichende Zufuhr geachtet werden muss, um Knochenschäden vorzubeugen. Andernfalls kommt es zu einer Verringerung der Knochendichte und es besteht eine höhere Knochenbruchgefahr, wovon vor allem ältere Frauen betroffen sind. Weiterhin hemmt Vitamin K die Aktivität der Osteoklasten, welche im natürlichen Gleichgewicht die Knochensubstanz abbauen und somit zu einem weiteren Voranschreiten von Osteoporose führen können.

Nicht zu vergessen ist auch der Einfluss von Vitamin K auf das Zellwachstum. Es existieren mehrere Rezeptor-Ligand-Systeme mit großer Vitamin-K-Abhängigkeit, welche einen wesentlichen Anteil am Zellwachstum, am Zellüberleben und an der Replikation der Zellen haben. Durch die regulatorischen Effekte von Phyllochinon auf das Zellwachstum hilft es auch bei der Verhinderung von Tumorbildung.

Des Weiteren beugt Vitamin K der Entstehung von Arteriosklerose vor, welche oftmals mit Osteoporose einhergeht und in diesen Fällen eng mit einem Mangel an Vitamin K verbunden ist. Vor allem die Aufnahme von Vitamin K2 reduziert die Ablagerungen von Kalk in Blutgefäßen und beugt somit gefährlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

Vitamin K im Einsatz gegen Krankheiten

Da Vitamin K wesentlich an der Blutgerinnung und dem Knochenerhalt beteiligt ist, wurde bereits mehrfach untersucht, wie es zur Behandlung und Vorbeugung von bzw. gegen gewisse Erkrankungen eingesetzt werden kann. Insgesamt zeigte sich, dass der Einsatz hochdosierter Vitamin-K-Supplemente ausschließlich positive Effekte zur Folge hat, da selbst sehr hohe Mengen des Vitalstoffs keinerlei schädliche Wirkungen besitzen.

In zwei Studien aus dem Jahr 2003 konnte nachgewiesen werden, dass die regelmäßige Einnahme von Vitamin-K-Präparaten langfristig die Knochendichte steigert und dadurch vor Hüftfrakturen und anderen Knochenbrüchen schützt. Besonders Frauen profitieren von der gesonderten Einnahme hochdosierter Nahrungsergänzungsmittel, da sie bei einer sehr geringen Aufnahme des Vitalstoffes ein durchschnittlich 20 % höheres Risiko für Knochenbrüche haben (siehe auch 1 und 2).

Weiterhin besteht Grund zur Annahme, dass Vitamin K die Nervenzellen des Gehirns wirkungsvoll vor Giften schützen kann, wie in 3 beschrieben ist. Den Ergebnissen der Untersuchung zufolge bewahrt Vitamin K die Neuronen bei einer Vergiftung mit Methylquecksilber vor dem Zelltod und könnte daher auch im Kampf gegen degenerative neurologische Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson eingesetzt werden.

In den letzten Jahren wurde außerdem bekannt, dass Vitamin K die Verkalkung der Koronararterien verhindern und somit vor Herzinfarkten und Schlaganfällen schützen kann. Innerhalb der Studie 4 zeigte sich, dass Patienten mit bereits bestehenden Verkalkungen der Blutgefäße mit Hilfe einer geeigneten Supplementierung davor bewahrt werden können, dass sich die Erkrankung weiter ausbreitet. Das Voranschreiten der Arterienverkalkung wird somit gehemmt und die Lebenserwartung steigt wieder an.

Fazit

Vitamin K ist unerlässlich für die Blutgerinnung und kann daher effektiv gegen Gehirnblutungen, Arteriosklerose und andere Störungen des Gerinnungssystems eingesetzt werden. Es verhindert die Ablagerung von zu viel Calcium in den Blutgefäßen und ist daher auch als wirkungsvolle Prävention gegen Herzinfarkte im Einsatz. Des Weiteren ist es an der Erhaltung der Knochensubstanz und dem erneuten Aufbau von Knochenzellen beteiligt, wodurch niedrige Knochendichten und Knochenbrüche vermieden werden können. Vor allem Frauen in den Wechseljahren profitieren von einer erhöhten Gabe entsprechender Supplemente, welche langfristig die Knochenmineralisation fördern und somit vor eventuellen Schäden schützen. Gleichzeitig wird auch die Aktivität der knochenabbauenden Osteoklasten gehemmt, welche ansonsten zu immer größeren Dichteverlusten führen würde.

  1. „Booth et al. Vitamin K intake and bone mineral density in women and men. Am J Clin Nut 2003;77:512-6“
  2. „Braam et al. Vitamin KI supplementation retards bone loss in postmenopausal women between 50 and 60 years of age. Calcif Tissue Int 2003;73:21-6“
  3. „Sakaue M et al.: Vitamin K has the potential to protect neurons from methylmercury-induced cell death in vitro; J Neurosci Res. 2011 Apr 12“
  4. „Shea MK et al.: Vitamin K supplementation and progression of coronary artery calcium in men and women; Am J clin Nutr. 2009 Jun; 89(6): 1799-807“