Anwendung und Nutzen von Folsäure

Folsäure ist ein essenzielles B-Vitamin, das früher Vitamin B9 genannt wurde. Es ist sehr hitze- und lichtempfindlich. Mangelnde Folsäureversorgung von schwangeren Frauen führt in Europa zur Geburt von jährlich Tausenden von Kindern, die an Neuralrohrerkrankungen leiden.

Zudem ist Folsäure mit verantwortlich für die Zellreifung, -differenzierung und -teilung, insbesondere die der roten und weißen Blutkörperchen und der Schleimhautzellen. Hierzu finden derzeit Untersuchungen in mehreren Universitäten und Forschungslaboren statt.

Homocystein wird mit Hilfe der Folsäure und Vitamin B12 in die Aminosäure Methionin umgewandelt; die positiven Auswirkungen erhöhter Folsäuregaben – die unter anderem den Homocystein-Spiegel absenken – auf den Verlauf von Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden in diversen Studien immer wieder belegt.

Folsäure: Dosierung und Mangel in Europa, insbesondere Deutschland

Die empfohlene Tagesdosis nach RDA beträgt 200 µg. Die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 1. Auflage 2001 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V., empfehlen mit Blick auf die zusätzliche Vorbeugung von Arteriosklerose 600 µg für gesunde Erwachsene, 800 µg für Schwangere und für stillende Mütter. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Aufnahme von ca. 400 Mikrogramm Folsäure (Frauen mit Kinderwunsch perikonzeptionell 600 Mikrogramm). Die Zufuhr von mehr als 1.000 µg Folsäure täglich hat keinen zusätzlichen gesundheitlichen Effekt und führt lediglich zu einem Kreislauf von nicht umsetzbarer Folsäure im Körper.

Da Folsäure nur in sehr geringer Menge (15-20mg) im Körper gespeichert werden kann, ist eine kontinuierlich gute Folsäure-Versorgung wichtig für die gute Erhaltung von Vitalfunktionen.

Zwei Drittel der Erwachsenen in Deutschland nehmen durchschnittlich weniger als 300 Mikrogramm täglich auf. Daher fordern Ärzte, insbesondere Kinderärzte und einige Gesundheitspolitiker, Folsäure auch Grundnahrungsmitteln beizumengen. Eine Möglichkeit wäre es, dem Weissmehl standardmässig Folsäure hinzuzugeben. Auf diese Weise könnten insbesondere Fehlbildungen bei Neugeborenen (Neuralrohrdefekte) vorgebeugt werden. Diese Neuralrohrdefekte entstehen in den ersten drei Schwangerschaftswochen – und damit zu einem Zeitpunkt, zu dem die Schwangerschaft  noch nicht bekannt sein kann!

In den USA und in Kanada ist ein Folsäurezusatz in Mehl gesetzlich vorgeschrieben. Seitdem Mehl in den USA und in Kanada Folsäure zugesetzt wird, kommen in diesen Ländern nur noch etwa halb so viele Kinder mit Neuralrohrdefekten wie beispielsweise einer Spina bifida, einer Anenzephalie oder einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte zur Welt.