Unter der Bezeichnung Vitamin E werden vor allem die Substanzklassen der Tocopherole und Tocotrienole verstanden, welche fettlöslich sind und starke antioxidative Wirkungen besitzen. Das Vitamin E ist in allen Zellmembranen des Körpers zu finden, kann allerdings nur von fotosynthetisch aktiven Organismen wie Pflanzen und Cyanobakterien gebildet werden.

Die am besten erforschte Form des Vitalstoffes namens α-Tocopherol erfüllt viele wichtige Funktionen im Organismus:

  • Vitamin E reduziert oxidativen Stress
  • Vitamin E wirkt entzündungshemmend
  • Vitamin E ist zentraler Bestandteil vieler Zellregenerierungsprozesse

und sollte regelmäßig über die Nahrung aufgenommen werden. Da gesättigte Fettsäuren Vitamin E verbrauchen und vielfach heutige Lebensmittel einen hohen Anteil gesättigter Fettsäuren enthalten, kann es zu Vitamin-E-Mangel kommen. Zudem fehlt bei vielen Speisen Vitamin E, so ist z.B. beim Weissmehl fast der gesamte Anteil an Vitamin E aus der Schale des Korns durch das Schälen verloren gegangen.  Nahrungsergänzungsmittel können das Vitamin-E-Defizit ausgleichen.

Vitamin E ist äußerst aktiv und trägt zum Schutz vieler Zellen und Gewebe vor freien Radikalen bei. Tocopherol wird in vielen Organen wie der Leber, dem Fettgewebe und dem Herz eingelagert, kann jedoch aufgrund seiner hohen Löslichkeit in Lipiden immer nur begrenzt in Depots gespeichert werden.

Vor allem Personen mit Störungen der Fettaufnahme, Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen benötigen mehr Vitamin E als die Durchschnittsbevölkerung. Pro Tag sollten mindestens 12 mg Tocopherol aufgenommen werden (RDA Untergrenze bei Gesunden), wobei zusätzlich 0,4 mg für jedes Gramm ungesättigter Fettsäuren, welche dem Körper mit der Nahrung zugeführt werden, hinzukommen.

Um einen als protektiv geltenden Plasmaspiegel des Vitalstoffs zu erreichen, sollten sogar 25 bis 60 mg Vitamin E pro Tag aufgenommen werden. Da es eine nur sehr geringe Toxizität aufweist, ist eine Supplementierung absolut unbedenklich und es werden vorbeugend sogar Mengen von bis zu 268 mg pro Tag empfohlen (siehe auch 1).

Nahrungsmittel mit viel Vitamin E

Vitamin E wird vor allem in stressreichen Zeiten und bei gleichzeitigem Konsum von Alkohol oder Nikotin (Rauchen) vom Körper benötigt. Auch Umweltbelastungen wie die Luft- und Wasserverschmutzung können leicht einen Mangel an Tocopherol herbeiführen, wenn nicht genügend Vitamin E über die Nahrung oder entsprechende Präparate aufgenommen wird. Umso mehr ungesättigte Fettsäuren die Lebensmittel enthalten, desto höher wird der Tocopherol-Bedarf des Körpers, was mit der Fettverwertung und dem Schutz von Lipiden vor Oxidation zusammenhängt.

Vor allem psychischer und physischer Stress, ausgelöst durch den Beruf oder extremen Leistungssport, führen zunehmend zu einer sich ausbreitenden Unterversorgung mit dem essentiellen Nährstoff. Die heutzutage moderne Ernährung mit vielen Fertigprodukten ist relativ arm an Tocopherol und führt daher oftmals zu Mangelerscheinungen und mangelbedingten Krankheitsbildern. In vielen Fällen ist es schwierig, sich an eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu halten, was nicht selten zu einer Unterversorgung mit dem Vitamin führt.

Einige Lebensmittel wie beispielsweise Weizenkeimöl (bis zu 2400 mg/kg) weisen hohe Vitamin-E-Gehalte auf und sollten daher vermehrt aufgenommen werden. Auch Sonnenblumenöl mit 450-800 mg/kg und rotes Palmöl mit ungefähr 800 mg/kg Tocopherol dienen als gute Quellen. Da Vitamin E sehr hitzestabil ist, führen auch temperaturintensive Zubereitungsverfahren wie Braten oder Frittieren nicht zu einer vollständigen Zerstörung, sodass „nur“ mit Verlusten von 15 bis 60 % zu rechnen ist, was deutlich unter den Werten vieler anderer Vitamine liegt.

Dennoch ist es möglich, dass zu wenig Tocopherol über die Nahrung aufgenommen wird, weshalb in einigen Fällen eine gezielte Supplementierung nötig sein kann. Auch aus Olivenöl kann der Körper Vitamin E aufnehmen, wobei die Ausbeute hier viel geringer ist (ca. 50-200 mg/kg) und zusätzlich nur etwa 30 % der Gesamtmenge vom Organismus resorbiert werden können.

Funktionen von Vitamin E

Vitamin E erfüllt im menschlichen Körper viele lebenswichtige Funktionen und ist an zahlreichen Prozessen und Reaktionen beteiligt. Eine der wichtigsten Aufgaben ist die des lipidlöslichen Radikalfängers. Da Tocopherol die mehrfach ungesättigten Fettsäuren in Membranen und Depotfett vor ungewollter Oxidation schützt, trägt es zum Schutz gegen ranzig werdende Fette und somit vorzeitiger Alterung bei.

Außerdem ermöglicht es die Aufrechterhaltung der Schutzfunktionen von Zellmembranen und Speicherfett, welche sich nicht nur auf die natürliche Barriere zwischen Organismus und Umwelt beziehen, sondern auch die ordnungsgemäße Temperaturregulation beinhalten. Die stets im Körper vorhandenen freien Radikale würden ohne Antioxidantien die Doppelbindungen der Fettsäuren aufbrechen und dadurch Zellen und ganze Gewebe bzw. Organe schädigen.

Fruchtbarkeit mit Vitamin E steigern

Des Weiteren schützt Vitamin E auch einige oxidationsempfindliche Hormone der Hirnanhangdrüse, der Nebennieren und der Geschlechtsdrüsen und andere Vitamine vor Oxidation und erhält somit zahlreiche Strukturen und Substanzen mit wesentlichen Aufgaben für den Organismus.

Es wird umgangssprachlich auch als Fertilitätshormon bezeichnet, da es den Hormonspiegel positiv beeinflusst und auf diesem Wege die Fruchtbarkeit erhält.

Bei Männern kann die Einnahme zusätzlichen Vitamin E wegen seiner antioxidativen Wirkung zur signifikanten Verbesserung des Spermiogrammes führen.

Vitamin E für gesunde Blutgerinnung

Ein anderes wichtiges Einsatzgebiet von Vitamin E ist die Regulation der Blutgerinnung, indem es die Blutplättchen daran hindert, innerhalb von Arterien und Venen zu verklumpen, was Thrombosen vorbeugt und Arteriosklerose vermindern kann. Es kann somit als „natürlicher Blutverdünner“ eingestuft werden, erhöht aber gleichzeitig das Risiko vermehrter Blutungen nicht.

Vitamin E und Krebszellen

Da Tocopherol auch die Bildung neuer Antikörper anregt, hat es einen wesentlichen Anteil an der Aufrechterhaltung des Immunsystems und kann vor Infektionen schützen. Die Abwehrzellen sind auch dafür verantwortlich, entartetes Gewebe zielgerichtet zu vernichten, sodass Vitamin E außerdem zum Schutz vor Krebserkrankungen beitragen kann. Auch für die reibungslose Funktion von Nerven, Muskeln und Blut ist Vitamin E verantwortlich, da es die Reizweiterleitung erleichtert, die Energieversorgung der muskulären Bewegungssysteme verbessert und regulierend auf die Blutplättchen einwirkt.

Vitamin E im Einsatz gegen Krankheiten

Tocopherol weist zahlreiche positive Wirkungen auf den menschlichen Organismus auf und kann daher auch im Sinne der orthomolekularen Medizin gegen viele Krankheiten eingesetzt werden. Dabei ist nicht nur die therapeutische Behandlung bereits vorhandener Erkrankungen möglich, sondern auch der präventive Schutz gegen mögliche neue Infektionen.

Gesunde Prostata durch Vitamin E

Erst vor einigen Jahren wurde in einer prospektiven Studie an über 35.000 Männern nachgewiesen, dass durch eine langfristige Supplementierung mit Vitamin E die zunehmende Ausbreitung eines bestehenden Prostatakarzinoms unterbunden werden kann (siehe auch 2). Das Risiko einer Vergrößerung bzw. Metastasierung des Tumors konnte mit Hilfe täglicher Vitamin-E-Gaben um bis zu 57 % reduziert werden, was eine enorme Steigerung der Überlebenswahrscheinlichkeit und der Lebensqualität bedeutet.

Erkältungen und Immunsystem

Besonders für ältere Personen kann sich die Einnahme tocopherolhaltiger Präparate äußerst positiv auswirken, da sich durch sie das Risiko für Erkältungskrankheiten minimieren lässt. Senioren leiden relativ oft an Erkrankungen des Respirationstraktes, weshalb untersucht wurde, inwiefern Vitamin E ihre Immunantwort verbessern und so vor der Entstehung von Husten, Schnupfen und Heiserkeit schützen kann. Im Rahmen der Studie 3 wurden über 450 Pflegeheimbewohner im Alter von über 65 Jahren untersucht und in verschiedenen Gruppen entweder mit Vitamin-E-Kapseln oder einem Placebo versorgt. In der Gruppe mit der tatsächlichen Supplementierung traten daraufhin signifikant weniger Erkältungskrankheiten auf, weshalb davon auszugehen ist, dass Tocopherol ältere Menschen wirkungsvoll vor Respirationserkrankungen schützen kann. Dies ist auch insofern relevant, dass mit zunehmendem Alter die Gefahr für Lungenentzündungen oder ähnliche Komplikationen steigt, welche nicht selten tödlich enden.

Arthrose und Osteoporose

Ein anderes Einsatzgebiet von Vitamin E stellt mittlerweile die Prävention von Osteoporose dar. Vor allem Frauen nach der Menopause leiden oftmals unter dem hormonell bedingten sukzessiven Abbau der Knochenmasse und dem damit verbundenen höheren Risiko von Knochenbrüchen. Bereits 2006 konnte erforscht werden, dass Tocopherol die Differenzierung von knochenbildenden Zellen (Osteoblasten) unterstützt und es dadurch wieder zu einer erhöhten Knochenmineraldichte kommt 4.

Durch seine entzündungshemmenden Eigenschaften und weil es die Bildung von Arachidonsäure blockiert, sollte Vitamin E auch bei Arthrose zusätzlich eingenommen werden. 5

Fazit

Als wirkungsfähiges Antioxidans hat Vitamin E in der Vergangenheit schon mehrfach seinen Nutzen bewiesen, wobei es auch zur Verhinderung vieler Erkrankungen beitragen kann. In der heutigen Ernährung kommt es oftmals zu einer Unterversorgung mit Tocopherol, was unter anderem an Fertigprodukten, unausgewogenen Mahlzeiten und negativen Umwelteinflüssen wie Stress und Pestiziden liegt. In vielen Fällen ist es daher ratsam, speziell hergestellte Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen, um der Entstehung eines Mangels vorzubeugen, insbesondere bei

  • Arthrose
  • Fertilitätsstörungen des Mannes
  • Stress
  • PMS
  • Immunschwäche

Gerade ältere Personen und Frauen nach den Wechseljahren können von einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin E erheblich profitieren.

  1. „Kappus H, Diplock AT: Tolerance and safety of vitamin E: a toxicological position report, in: Free Radic Biol Med. 1992;13(1):55-74“
  2. „Peters U, Littman AJ, et al, Cancer Causes Control, 2007 Oct 18“
  3. „Meydani SN, Leka LS, Fine BC, et al. Vitamin E and respiratory tract infections in elderly nursing home residents: a randomized controlled trial. Journal of the American Medical Association 2004; 2 9 2 :82 8-3 6“
  4. „Pasco JA, Henry MJ, et al, J Womens Health, 2006; 15(3): 295-300“
  5. Adam O et al., Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen, Z Rheumatol 2009; 68: 549-559