Vitamin B6 wird in der Fachsprache Pyridoxin genannt und ist erst in aktivierter Form für den Körper nutzbar. Als Pyridoxalphosphat obliegen ihm wesentliche Funktionen im menschlichen Organismus, wobei es aus den drei sich chemisch sehr ähnlichen Vorstufen Pyridoxol, Pyridoxal und Pyridoxamin gebildet wird. Diese Substanzen können vom Stoffwechsel ineinander umgewandelt werden, müssen jedoch für eine ausreichende Synthese von Pyridoxin über die Nahrung oder entsprechende Präparate aufgenommen werden. Um die Aktivierung von Vitamin B6 zu ermöglichen, müssen außerdem genügend Vitamin B2 und Zink im Körper vorhanden sein.

Da der menschliche Organismus gerade einmal 150 mg des essentiellen Vitalstoffes speichern kann, ist eine tägliche Aufnahme von Vitamin B6 zwingend erforderlich und sollte zwischen 1,6 und 1,8 mg liegen. Vor allem bei einer eiweißreichen Ernährung, Verdauungsstörungen oder Lebererkrankungen empfiehlt sich eine höhere Zufuhr, da es ansonsten passieren kann, dass zu wenig Vitamin B6 vom Körper resorbiert wird und sich Mangelerscheinungen ausbilden.

Auch während Schwangerschaft und Stillzeit sowie im Kindes- und Jugendalter besteht ein erhöhter Bedarf an Pyridoxin, da es für verschiedenste Wachstumsprozesse benötigt wird. Weiterhin können die Einnahme der Pille bzw. ein gesteigerter Kaffee- oder Alkoholgenuss dazu führen, dass dem Körper mehr Vitamin B6 als üblich zugeführt werden muss, was über eine Supplementierung sehr gut möglich ist.

Nahrungsmittel mit viel Vitamin B6

Pyridoxin kommt zwar in sehr vielen Lebensmitteln vor, jedoch immer nur in sehr geringen Mengen. Um die täglich empfohlene Mindestzufuhr einzuhalten, muss daher auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden. Zur Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung sind auch entsprechende Präparate äußerst hilfreich. Während Pyridoxol vor allem in pflanzlichen Erzeugnissen zu finden ist, sind Pyridoxal und Pyridoxamin vorzugsweise in tierischen Produkten angereichert. Die einzigen Lebensmittel mit relativ hohen Pyridoxingehalten sind Hühnerfleisch, Leber und Pflanzenkeime, wobei vor allem letztere nicht auf jedem Speisezettel vertreten sind.

Da es immer wieder vorkommt, dass eine Unterversorgung mit Vitamin B6 vorliegt, ist anzunehmen, dass eine sehr proteinreiche Ernährung oder zu viel Stress die Auslöser für die unzureichende Zufuhr sind. Außerdem muss auch auf das Vorhandensein von Vitamin B2 und Zink gebaut werden, um die aktivierte Form bilden zu können, was offenbar nicht immer gewährleistet ist. Der Körper besitzt ein empfindliches Gleichgewicht aus Vitalstoffen, welches bereits durch leichte Mängel relativ stark ins Schwanken gerät. Glücklicherweise gibt es heute viele effektive Wege, synthetische Vitamine und Mineralstoffe herzustellen, was die Versorgung jedes einzelnen durch entsprechende Supplementierung möglich macht.

Um ebenfalls Mangelerscheinungen wie Hautrötungen, Risse in den Mundwinkeln oder Gallensteine zu verhindern, können vor allem Milchprodukte oder Fisch verzehrt werden, da sie einiges an Vitamin B6 enthalten. Auch Schweinefleisch und Kohl kommen als Lieferanten in Frage. Andere Gemüsesorten wie grüne Bohnen, Feldsalat oder Kartoffeln sind außerdem gute Quellen.

Um die Ernährung noch etwas abwechslungsreicher zu gestalten und gleichzeitig möglichst viel Vitamin B6 aufzunehmen, eignen sich auch Vollkornprodukte, Bananen und Avocados. Da Pyridoxin wasserlöslich ist, gelangt es nach der Nahrungsaufnahme durch Diffusion in die Schleimhaut des Dünndarms. Die maximale Absorptionsrate beträgt dabei 70 bis 75 %. Anschließend muss das Vitamin in seine aktiven Formen umgewandelt werden und wird letztendlich in der Leber gespeichert.

Funktionen von Vitamin B6

Pyridoxin wird vor allem für die Verbrennung von Eiweißen benötigt und beliefert auf diese Weise die Muskeln des Körpers mit Energie. In Form von Coenzymen ist es Teil von ungefähr 100 Stoffwechselreaktionen, die größtenteils im Bereich von Aminosäuren stattfinden. Zudem regt es auch die Verbrennung von Kohlenhydraten und Fetten an, was unerlässlich für die Energieversorgung des Körpers ist. Vitamin B6 erhält außerdem den normalen Homocysteinspiegel des Blutes aufrecht und unterstützt die Verwertung von Eisen.

Eine weitere wichtige Funktion von Pyridoxin ist die Stärkung des Immunsystems, wodurch der Körper resistenter gegen Keime wird. Dabei regt es die Bildung weißer Blutkörperchen an, welche anschließend als Abwehrzellen fungieren und Krankheitserreger eliminieren können. Es kommt bei einer ausreichenden Versorgung seltener zu Infektionen, was gleichzeitig auch die Leistungsfähigkeit steigert.

Pyridoxin wird außerdem für die Herstellung von Salzsäure im Magen benötigt, welche wichtig für verschiedene Verdauungsschritte ist. Des Weiteren erleichtert es die Aufnahme von Vitamin B12 und vermag es, die Aminosäure Tryptophan in Niacin und Serotonin umzuwandeln. Beiden kommen wesentliche Funktionen im Organismus zu, wobei Serotonin vor allem für eine gute seelische Verfassung vonnöten ist. Neben diesem Neurotransmitter können mit Hilfe von Pyridoxin auch Dopamin und Noradrenalin synthetisiert werden, welche für das Glücksempfinden bzw. die Anregung des Herz-Kreislauf-Systems verantwortlich sind.

Da Vitamin B6 auch für die Produktion von Hämoglobin benötigt wird, kommt ihm ein wesentlicher Anteil an der Sauerstoffversorgung aller Zellen des Körpers zu. Es baut zudem die Myelinscheiden von Nervenzellen auf, welche dem Schutz der Neuronen dienen und eine extrem schnelle Erregungsleitung ermöglichen.

Aufgrund der Tatsache, dass Pyridoxin stark in den Stoffwechsel von Aminosäuren involviert ist, aus welchen eine Vielzahl körpereigener Stoffe synthetisiert werden kann, wird ihm ein großes prophylaktisches und therapeutisches Potential zugeschrieben. Bei einer Unterversorgung können psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen entstehen, welche mit Hilfe einer erhöhten Gabe von Vitamin B6 gelindert oder gänzlich geheilt werden können.

Vitamin B6 im Einsatz gegen Krankheiten

Inzwischen sind zahlreiche positive Wirkungen von Vitamin B6 auf den menschlichen Körper bekannt, weshalb die Supplementierung mit Pyridoxin in der orthomolekularen Medizin eine große Bedeutung erlangt hat.

In einer Studie aus dem Jahr 2009 wurde beispielsweise untersucht, wie sich hohe Vitamin-B6-Dosen auf den Homocystein-Spiegel des Blutes auswirken. Dieser steigert bei großen Werten das Risiko, einen Hirnschlag zu erleiden und muss deshalb stetig auf einem normalen Niveau gehalten werden. In der Untersuchung konnte gezeigt werden, dass Pyridoxin in Kombination mit Vitamin B12 den Homocystein-Spiegel und damit auch das Hirnschlagrisiko senkt (siehe auch 1.

Außerdem kann Vitamin B6 dabei helfen, diabetische Folgeerkrankungen zu verhindern, wie in 2 beschrieben ist. Bei einer Unterversorgung spielt sich eine verheerende Glykation der DNA ab, welche nicht selten zu einer Nephropathie oder sogar einem Nierenversagen führt. Als wirksamster Schutz erwies sich eine Kombination aus Vitamin B1 und Vitamin B6, welche in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommen wurden.

Auch Frauen, welche unter dem prämenstruellen Syndrom leiden und Monat für Monat von einer Vielzahl von Symptomen geplagt werden, können von einer Supplementierung mit Vitamin B6 profitieren. Es stellte sich in der Vergangenheit heraus, dass Pyridoxin durch seine Mithilfe an der Synthese von Dopamin und Serotonin entscheidende Abhilfe bei psychischen Verstimmungen im Zuge eines PMS leisten kann (siehe auch 3. Da während der Hormonschwankungen im Laufe eines Periodenzyklus ein solches Ungleichgewicht entstehen kann, dass der weibliche Körper an die Grenzen seiner Belastbarkeit gebracht wird, ist es ratsam, bei entsprechend vorliegenden Beschwerden über eine gezielte Einnahme von Vitamin B6 nachzudenken.

Fazit

Vitamin B6 umfasst drei verschiedene chemische Substanzen, welche alle Bestandteile von Coenzymen sind und somit an zahlreichen Stoffwechselvorgängen mitwirken. Pyridoxin kann daher zur effektiven Nährstoffverbrennung und zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden, wobei gleichzeitig eine ausreichende sportliche Betätigung vorausgesetzt wird. Da Vitamin B6 auch für die Gesunderhaltung des Gehirns benötigt wird, wirkt es präventiv gegen degenerative Erkrankungen wie Demenz und Depressionen und kann durch die gezielte Produktion stimmungsaufhellender Neurotransmitter auch therapeutische Effekte auf ein prämenstruelles Syndrom zeigen.

In der Vergangenheit konnte außerdem bereits nachgewiesen werden, dass Pyridoxin das Risiko für einen Hirnschlag senkt, indem es den Homocystein-Spiegel des Blutes auf einem normalen Niveau hält. Insgesamt ist Vitamin B6 als wichtiger Faktor in der orthomolekularen Medizin anzusehen und sollte dem Körper bei Bedarf über entsprechende Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden.

  1. „Saposnik G. et al., Homocysteine-lowering therapy and stroke risk, severity, and disability: additional Eindings from the HOPE 2 triel. Stroke. 2009 Apr; 40(4): 1365-72“
  2. „Polizzi FC et al.: Increased DNA-Glycation in type 2 diabetic patients: The effect of thiamine and pyridoxine therapy; Exp Clin Endocrinol Diabetes, 2012 Jan 9“
  3. „Patricia O Chocano-Bedoya et al.: Dietary B vitamin intake and incident premenstrual syndrome. American Society for Nutrition, 04.02.2011“