Vitamin B1 (Thiamin) gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen des B-Komplexes und ist auch unter den Bezeichnungen Thiamin und Aneurin bekannt. Es ist vor allem für die Funktionen des menschlichen Nervensystems von großer Bedeutung und ist deshalb vielen als sogenanntes Stimmungsvitamin geläufig. Thiamin kann dem Körper sowohl über tierische als auch über pflanzliche Nahrungsmittel zugeführt werden, ist aber aufgrund seiner guten Wasserlöslichkeit nur begrenzt speicherbar und muss daher immer wieder in ausreichender Menge aufgenommen werden.

Da Thiamin hitzeempfindlich ist und somit beim Kochen zu einem Großteil zerstört wird, ist dies über eine normale Ernährung nur schwer zu erreichen, weshalb es bestimmte Nahrungsergänzungsmittel gibt, welche dabei helfen, Vitamin B1 in der jeweils notwendigen Dosis aufzunehmen. Es ist für viele Prozesse und Vorgänge im Körper unentbehrlich und kann daher auch vorbeugend gegen einige Erkrankungen eingenommen werden bzw. zu einer Verbesserung derselben beitragen.

Vitamin B1 ist ein lebensnotwendiges Vitamin und in nahezu allen Strukturen und Geweben des Körpers verteilt. Es wird zur Gewinnung der Energie aus Lebensmitteln benötigt und wandelt Kohlenhydrate in energiereiche Verbindungen um, welche der Körper nutzen kann. Vor allem Nervenzellen sind für ihre Aufrechterhaltung auf die Energie aus Kohlenhydraten angewiesen und daher stark von einem ausreichenden Thiaminspiegel abhängig.

Nahrungsmittel mit viel Vitamin B1

Da Thiamin sehr hitzeempfindlich ist, geht es bei normalen Verarbeitungsverfahren wie Kochen oder Braten zu etwa 40 % verloren und kann zudem in das verwendete Wasser ausgeschwemmt werden. Folglich ist es nicht einfach, über die tägliche Ernährung genügend Vitamin B1 aufzunehmen, wobei etwa 1,3 mg pro Tag empfohlen werden (Deutsche Gesellschaft für Ernährung). Es ist dabei besonders wichtig, auf eine kontinuierliche Zufuhr zu achten, da Aneurin nur sehr kurzfristig im Körper gespeichert werden kann und daher immer wieder neu aufgenommen werden muss.

Für eine Sicherstellung der täglichen Mindestaufnahme sollten von Fall zu Fall unterstützend entsprechende Supplemente herangezogen werden, da sie genügend Vitamin B1 enthalten, um dessen Funktionen zu erhalten. Besonders in Zeiten von erhöhtem Stress oder intensivem Sport ist der Bedarf des Körpers an Thiamin erhöht, sodass oftmals eine zusätzliche Versorgung mit Nahrungsergänzungsmitteln notwendig wird.

Ebenso führen Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder Diabetes zu einer verminderten Aufnahme des Vitamins aus der Nahrung und machen deshalb eine entsprechende Supplementierung empfehlenswert. Ein Großteil aller Frauen im gebärfähigen Alter nimmt zudem hormonhaltige Verhütungsmittel ein (Antibabypille) und weist deshalb ebenfalls einen erhöhten Bedarf an Thiamin auf.

In Nahrungsmitteln kommt Vitamin B1 vor allem in Weizenkeimen vor, sie enthalten immerhin 2 mg Thiamin pro 100 g. Andere geeignete Lebensmittel zur Deckung des täglichen Bedarfs sind beispielsweise Sonnenblumenkerne mit 1,9 mg pro 100 g und Schweinefleisch mit 0,23 mg pro 100 g. Auch Getreide und Reis enthalten Vitamin B1 in nicht unerheblichen Mengen, dürfen allerdings nicht zu fein ausgemahlen werden, da das Thiamin ansonsten verloren geht. Weiss- und Graubrot enthalten daher kaum Vitamin B1! Für den Körper ist Vitamin B1 leichter aus pflanzlichen Erzeugnissen aufzunehmen, da es in ihnen in freier Form vorliegt, während es aus tierischen Produkten erst mit Hilfe von Enzymen vom Körper aufgespalten werden muss. Hinsichtlich des jeweiligen Gehalts der verschiedenen Nahrungsmittel spielt auch die vorherige Lagerung eine wesentliche Rolle.

Funktionen von Vitamin B1

Vitamin B1 ist vor allem für das Nervensystem und die Funktion des Herzens von Bedeutung, da es dazu verwendet wird, Energie aus Kohlenhydraten zu gewinnen, worauf beide Gewebe angewiesen sind. Ist zu wenig Thiamin im Körper vorhanden, können Mangelsymptome wie Müdigkeit und Lern- bzw. Gedächtnisstörungen auftreten, da das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt werden kann. Zunächst wird Vitamin B1 im Darm über zwei Proteine aufgenommen und anschließend in seine aktive Form Thiaminpyrophosphat (TPP) überführt. Nun kann es als Coenzym an vielen wichtigen Stoffwechselreaktionen mitwirken und somit den Energieumsatz steigern.

Auch für die Verstoffwechselung von Proteinen und Aminosäuren besitzt Thiamin eine große Bedeutung, synthetisiert es doch Kollagen, welches als das wichtigste Aufbaueiweiß des Körpers gilt. Außerdem wirkt es einer vorzeitigen Hautalterung entgegen und kann die Faltenbildung verzögern bzw. abmildern.

Nicht zuletzt beeinflusst Vitamin B1 auch die Erregungsübertragung von Nerven auf Muskelfasern, womit es unerlässliche Funktionen für den Bewegungsapparat erfüllt. Es spielt dabei eine wesentliche Rolle bei der Bildung vieler Neurotransmitter und unterstützt die Erregungsweiterleitung von einer Nervenzelle zur anderen. Des Weiteren stimuliert Aneurin die Synthese des Neurotransmitters Acetylcholin, welcher an vielen Reizweiterleitungsfunktionen des Nervensystems beteiligt ist. Bei Alzheimerpatienten wurden teilweise erhebliche Mängel an Acetylcholin festgestellt, was den Schluss nahelegt, dass Vitamin B1 einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen die Krankheit liefern kann, da es die Neubildung des Neurotransmitters anregt 1.

Andere Funktionen von Thiamin liegen in der Aufrechterhaltung des Stoffwechsels im Gehirn, was auch die Produktion von Serotonin umfasst, welchem zahlreiche Aufgaben in Bezug auf das Herz-Kreislauf-System und den Magen-Darm-Trakt zukommen. Neurologische Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen gehen fast immer mit einem verringerten Spiegel des sogenannten Stimmungshormons einher, weshalb Vitamin B1 auch einen wesentlichen Einfluss auf die Gemütslage ausübt.

Vitamin B1 im Einsatz gegen Krankheiten

Da Vitamin B1 viele wichtige Aufgaben im menschlichen Körper erfüllt, kann ein Mangel die Entstehung von Krankheiten oder die Verschlechterung der Symptome einer Erkrankung begünstigen. Um dem entgegenzuwirken, wird Thiamin in Form von Nahrungsergänzungsmitteln gezielt zur Prävention und Therapie von verschiedensten Krankheitsbildern eingesetzt und erzielt dabei überraschende Ergebnisse.

Vitamin B1 und Diabetes Mellitus

So konnte bereits in mehreren Studien nachgewiesen werden, dass eine Supplementierung mit Vitamin B1 vor der Entstehung eines Diabetes mellitus vom Typ II schützen und den Verlauf einer bereits bestehenden Erkrankung positiv beeinflussen kann 2. Eine britische Studie empfiehlt sogar explizit die Supplementierung mit Vitamin B1, um diabetesbedingte Herzerkrankungen zu verhindern 3. Die Herzzellen können besonders in frühen Stadien der Zuckerkrankheit besser vor schädigenden Substanzen geschützt werden und das Risiko für einen Herzinfarkt nimmt somit ab.

Vitamin B1 kann Angstzustände lindern

Auch gegen Angsterkrankungen lassen sich mit Hilfe von Vitamin B1 gute Erfolge erzielen, wie bei Loureng et al 4 beschrieben wird. Die Patienten bekamen über zwei bis vier Wochen jeweils 100 mg Thiamin pro Tag verabreicht, was zu einer deutlichen Abnahme ihrer Angstsymptome führte. Weiterhin verbesserte sich das Allgemeinbefinden der Probanden und ihre Müdigkeit verringerte sich. Besonders positiv war außerdem, dass viele Teilnehmer sogar ihre Medikamente absetzen konnten, was als extrem große Entlastung angesehen werden kann.

Vitamin B1 bei PMS empfehlenswert

Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist ein Frauenleiden, das laut Schätzungen von Wissenschaftlern rund ein Drittel aller jungen Frauen zwischen der Pubertät und den Wechseljahren betrifft. Die Symptome des prämenstruellen Syndroms sind vielfältig, beinhalten oft Stimmungsschwankungen, Angstzustände, nervöse Leiden, Brustspannungen und Wassereinlagerungen. Vitamin B1 wurde in verschiedenen Studien als sehr hilfreich bei der natürlichen Behandlung von PMS Symptomen nachgewiesen 5.

Als weitere Effekte vermehrter Vitamin-B1-Gaben können ein gestärktes Immunsystem, die Verbesserung der Gedächtnisleistung und ein höheres seelisches Wohlbefinden angesehen werden.

Fazit

Vitamin B1 spielt vor allem im Gehirnstoffwechsel eine große Rolle. Es ist nicht nur für den Aufbau und die Funktion der Nervenzellen verantwortlich, sondern ist außerdem an der Synthese vieler Neurotransmitter beteiligt. Aufgrund dieser Tatsachen kann Thiamin gegen viele degenerative Nervenerkrankungen eingesetzt werden und wird nicht zuletzt mit einer Senkung des Alzheimerrisikos in Verbindung gebracht. Da Vitamin B1 außerdem die Energieversorgung des Herzens sicherstellt, kommt ihm eine große Bedeutung für den Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu. Speziell für Diabetespatienten kann eine ergänzende Supplementierung überaus ratsam sein.

  1. siehe auch „Chen PY, Tsai CT, Ou CY, Hsu WT, Jhuo MD, Wu CH, Shih TC, Cheng TH, Chung JG. Computational analysis of novel drugs designed for use as acetylcholinesterase inhibitors and histamine H3 receptor antagonists for Alzheimer’s disease by docking, scoring and de novo evolution. Mol Med Report. 2012 Apr;5(4):1043-8“
  2. siehe auch „Polizzi FC, Andican G, Cetin E, Civelek S, Yumuk V, Burçak G. Increased DNA-Glycation in Type 2 Diabetic Patients: The Effect of Thiamine and Pyridoxine Therapy. Exp Clin Endocrinol Diabetes. 2012 Jan 9“
  3. siehe auch „Adaikalakoteswari A, Rabbani N, Waspadji S, Tjokroprawiro A, Kariadi SH, Adam JM, Thornalley PJ. Disturbance of B-vitamin status in people with type 2 diabetes in Indonesia-Link to renal status, glycemic control and vascular inflammation. Diabetes Res Clin Pract. 2012 Mar;95(3):415-24. Epub 2011 Nov 30
  4. Khanh vinh quoc Lurong et al.: The impact of thiamine treatment on generalized anxiety disorder; International Journal of Clinical Medicine, 2011, 2, 439-443
  5. Chocano-Bedoya PO, Manson JE, Hankinson SE, Willett WC, Johnson SR, Chasan-Taber L, Ronnenberg AG, Bigelow C, Bertone-Johnson ER, University of Massachusetts, USA, „Dietary B vitamin intake and incident premenstrual syndrome“, Am J Clin Nutr. 2011 May;93(5):1080-6