Vitamin B3 wird zu den Vitaminen des B-Komplexes gerechnet und teilweise auch als Niacin oder Nicotinsäure bezeichnet. Da es ein wichtiger Baustein verschiedener Coenzyme ist, kommt ihm eine tragende Bedeutung für den menschlichen Stoffwechsel zu. Niacin wird vorrangig in der Leber gespeichert und ist weniger hitze-, licht- und sauerstoffempfindlich als die meisten Vertreter der B-Vitamine, was einer Verarbeitung unter erhöhten Temperaturen entgegenkommt. Im Normalfall wird Vitamin B3 mit der Nahrung aufgenommen, kann aber auch aus der Aminosäure Tryptophan vom Körper selbst synthetisiert werden (1 mg Vitamin B3 aus 60 mg Tryptophan). Heutzutage ist Nicotinsäure zudem sehr einfach synthetisch herzustellen, sodass eventuellen Mangelsituationen des Organismus entsprechend begegnet werden kann.

Im Durchschnitt sollte eine tägliche Zufuhr von etwa 15 mg Niacin erreicht werden, was in Abhängigkeit von Alter und Gewicht stark variieren kann. Auch Schwangere haben einen abweichenden Tagesbedarf, welcher durch die Bedürfnisse des Fötus etwas erhöht ist, da er das Vitamin für seine Entwicklung benötigt. Weiterhin sollten Stillende, Alkoholkranke und Personen mit Störungen des Verdauungstraktes darauf achten, etwas mehr Nicotinsäure als üblich aufzunehmen, da ihr Körper mehr benötigt bzw. das über die Nahrung zugeführte Vitamin B3 nur sehr schlecht verwerten kann. Um das Auftreten von Mangelsymptomen zu verhindern, sollte neben einer ausgewogenen und gesunden Ernährung auch auf eine gegebenenfalls notwendige Supplementierung geachtet werden, welche auch zur Verhinderung oder Verbesserung von Krankheiten durchgeführt werden kann.

Nahrungsmittel mit viel Vitamin B3

Da Vitamin B3 nur bei einem gleichzeitigen Vorhandensein der Vitamine B1, B2 und B6 aus Tryptophan synthetisiert werden kann, sollte die zusätzlich notwendige Zufuhr über Lebensmittel nicht unterschätzt werden. Obwohl es einige Nahrungsmittel gibt, welche Niacin enthalten, kann über die normale Ernährung oft nicht die notwendige Menge aufgenommen werden. Teilweise sind die Gehalte nur sehr klein oder das Vitamin liegt in gebundener Form vor und ist daher für den Körper nur schwer zugänglich. Kommt es zu einer Unterversorgung, können nicht nur Hautentzündungen und Durchfälle, sondern auch geistige Verwirrungszustände und sogar lebensbedrohliche Situationen eintreten. Vor allem eine einseitige Ernährung birgt das Risiko für eine Mangelausbreitung und muss daher dringend überdacht werden. Besonders während andauernder Infektionen und chronischer Erkrankungen des Verdauungssystems kann die Aufnahme von Niacin durch den Körper gestört sein und muss unter Umständen durch Ergänzungspräparate ausgeglichen werden. Auch die Einnahme von Antidiabetika oder Betablockern hemmt die Absorption und Umsetzung von Niacin, was ohne Behandlung verheerende Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Auf jeden Fall sollten niacinhaltige Nahrungsmittel in der täglichen Ernährung nicht vergessen werden, um die Mangelerscheinungen zumindest in Grenzen zu halten. Über 2 mg Vitamin B3 pro 100 g enthalten unter anderem Fleisch von Rind, Kalb oder Kaninchen sowie Innereien, Hefe und Vollkorngetreide. Auch Geflügel oder Wild können als Vitamin-B3-Quellen genutzt werden. Aus tierischen Erzeugnissen ist Niacin außerdem wesentlich besser und schneller vom Körper aufzunehmen, weshalb diese zur Deckung des Bedarfs bevorzugt werden sollten. Veganer können sich zumindest an Produkten wie Erdnüssen, Weizenkleie oder Bierhefe orientieren. Selbst Kaffee enthält einiges an Nicotinsäure, weshalb auch ein paar Tassen am Tag bei der Deckung des individuellen Bedarfs helfen können.

Funktionen von Vitamin B3

Vitamin B3 ist maßgeblich am Stoffwechsel von Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen beteiligt und nimmt in Form von NAD bzw. NADP am Citratzyklus und der Atmungskette teil. Diese Coenzyme sind an über 200 enzymatischen Reaktionen beteiligt und daher unerlässlich für die Energiegewinnung des Körpers. Weiterhin reguliert Niacin den Blutzucker und wirkt als antioxidative Substanz gegen schädliche Einflüsse von freien Radikalen und ähnlichen Substanzen. Diese können intakte Gewebe und Strukturen des Körpers zerstören, indem sie sie auf der Suche nach einem freien Elektron einfach auseinanderreißen, was unter anderem Vitamin B3 verhindern kann, indem es sich selbst als Reaktionspartner anbietet und die Radikale somit unschädlich macht. Diese Mechanismen gelten als wirksamer Schutz gegen Alterungsprozesse, aber auch gegen die Entstehung von Krebs.

Vitamin B3 wirkt zudem an der DNA-Synthese mit und führt dadurch zur Regeneration verschiedener Gewebe. Nicht nur Haut und Muskeln profitieren von einer Erneuerung der Erbsubstanz, auch das Nervenzellgewebe ist auf den korrekten Ablauf von DNA-Replikation und Zellteilung angewiesen, weshalb Vitamin B3 auch für das zentrale Nervensystem von Bedeutung ist. Hier ist es außerdem an der Myelinsynthese beteiligt, welche für den Aufbau der Nervenscheiden vonnöten ist. Nur mit Hilfe der Ranvier‘schen Schnürringe kann eine saltatorische Erregungsleitung ablaufen, welche vielfach schneller als die bloße Informationsübertragung von einer Nervenzelle zur nächsten erfolgt.

Gewebe mit einer hohen Stoffwechselleistung enthalten besonders viel Nicotinsäure, da sie sie für die Energiegewinnung benötigen und auf ihre Funktionen als Enzym angewiesen sind. Vor allem das Herz, die Leber und die Nieren weisen hohe Niacingehalte auf, was auf ihre immense Leistungsfähigkeit zurückzuführen ist. Auch Immunzellen und Fortpflanzungsorgane sind reich an Vitamin B3, da sie es für verschiedene enzymatische Reaktionen einsetzen. Weiterhin profitieren die Haut und alle Arten von Schleimhäuten von einer ausreichenden Versorgung mit Niacin, da es die Zellneubildung unterstützt und so Entzündungen vorbeugt bzw. die Wundheilung fördert.

Vitamin B3 im Einsatz gegen Krankheiten

Da Niacin viele wichtige Funktionen im Stoffwechsel übernimmt, kann es gut zur Prophylaxe von Krankheiten bzw. zu deren Behandlung eingesetzt werden. Vor allem Patienten mit erhöhten Blutfettwerten können von einer hochdosierten Einnahme entsprechender Präparate profitieren, da Vitamin B3 LDL-Cholesterin vermindert und gleichzeitig den Aufbau von „gutem“ HDL-Cholesterin fördert, siehe auch 1. Im Endeffekt schützt Niacin somit auch vor arteriosklerotischen Erkrankungen und Herzinfarkt. Bei einem normalisierten Blutfettspiegel bilden sich weniger Ablagerungen in den Gefäßen und das Risiko für eine Thrombose nimmt ab.

Das B-Vitamin kann außerdem zu einer Abnahme des Schmerzmittelbedarfs bei Patienten mit chronischen Rückenleiden oder Ähnlichem führen, da es einen Enzymkomplex inhibiert, welcher ansonsten für den raschen Abbau der Analgetika verantwortlich ist, siehe 2. Das Schmerzmittel verbleibt somit länger im Körper und kann die entsprechenden Nozirezeptoren blockieren, sodass kein Schmerzempfinden eintritt.

Auch gegen psychische Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie und Demenz kann Niacin eingesetzt werden, da es durch die bessere Energieversorgung der Nervenzellen das Nervengewebe stärkt und somit das geistige Wohlbefinden verbessert. Liegt eine ausgeprägte Unterversorgung mit Vitamin B3 vor, kann dies außerdem die Entstehung einer Depression fördern, wie bereits von der vor allem in Entwicklungsländern weit verbreiteten Mangelkrankheit Pellagra bekannt ist. In einer Studie konnte inzwischen festgestellt werden, dass hohe Nicotinsäure-Dosen die Ausprägung einer psychischen Erkrankung abschwächen bzw. ihrer Entstehung entgegenwirken können, siehe auch 3. Aus diesem Grund ist die Behandlung von Depressionen mit Vitamin-B3-Präparaten schon lange als ein wichtiger Pfeiler der orthomolekularen Medizin anerkannt.

Fazit

In verschiedenen Personengruppen kommt ein dauerhafter Vitamin-B3-Mangel weit häufiger vor, als bisher angenommen, was durch eine unzureichende Aufnahme des Niacins aus der Nahrung zu erklären ist. Die heutigen Lebensumstände, welche von Stress und Hektik gekennzeichnet sind, machen eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung oftmals sehr schwer, weshalb es zu Mangelversorgungen kommen kann. Vor allem für Schwangere und Personen mit Erkrankungen des Verdauungssystems ist dieser Umstand besonders gefährlich, da sie einen erhöhten Bedarf an Nicotinsäure aufweisen und meist nicht wissen, woher ihre Symptome wie Abgeschlagenheit und Durchfall herrühren.

Um einer chronischen Unterversorgung rechtzeitig entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, besondere Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen um den täglichen Bedarf von bis zu 20 mg Niacin zu decken. Des Weiteren lässt sich auf diesem Wege auch vielen Krankheiten wie Arteriosklerose oder Depressionen vorbeugen.

 

  1. „Bays H, Giezek H, McKenney JM, O’Neill EA, Tershakovec AM. Extended-Release Niacin/Laropiprant Effects on Lipoprotein Subfractions in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus. Metab Syndr Relat Disord. 2012 Mar 8“
  2. „Biomed Khim. 2011 May – Jun; 57(3): 343-54: The influence of vitamin B group on monooxygenase activity of cytochrome P450 3A4: pharmacokinetics and electro analysis of catalytik properties“
  3. „Smesny S, Baur K, Rudolph N, Nenadic I, Sauer H. Alterations of niacin skin sensitivity in recurrent unipolar depressive disorder. J Affect Disord. 2010 Aug;124(3):335-40. Epub 2010 Feb 8“