Vitamin B12 kann über verschiedene Umwandlungsschritte in seine aktive Form Coenzym B12 überführt werden und gehört zu den Cobalaminen, welche als Zentralatom Cobalt aufweisen. Als Bestandteil von Enzymen ist es an wesentlichen Stoffwechselprozessen beteiligt, die vor allem die Synthese und Umwandlung von Aminosäuren umfassen. Da Cobalamin zwar relativ hitzestabil, aber dafür sehr lichtempfindlich ist, sollten Vitamin-B12-haltige Lebensmittel nur im Dunklen gelagert werden, damit keine allzu großen Verluste entstehen.

Weder Pflanzen noch Tiere sind zur Bildung von Vitamin B12 befähigt, sodass einzig eine Aufnahme von durch Mikroorganismen mit Cobalamin angereicherten Nahrungsmitteln zur Deckung des täglichen Bedarfs möglich ist. Auch im menschlichen Verdauungstrakt leben entsprechende Bakterien, welche Vitamin B12 synthetisieren können, jedoch reicht ihre Produktion bei Weitem nicht dazu aus, die Mindestaufnahme sicherzustellen.

Daher können spezielle Nahrungsergänzungsmittel dazu verwendet werden, den jeweiligen Bedarf von drei bis vier Mikrogramm pro Tag zu decken. Für die Aufnahme von Cobalamin durch den Körper wird ein intrinsischer Faktor benötigt, welcher die chemische Struktur eines Glykoproteins aufweist und bei einem Fehlen (zum Beispiel ausgelöst durch eine chronische Gastritis) einen raschen Mangel an Vitamin B12 hervorruft. Diesem Umstand kann nur durch die hochdosierte orale Gabe entsprechender Supplemente entgegengewirkt werden, da ansonsten schwerwiegende Folgeerkrankungen drohen.

Lebensmittel mit viel Vitamin B12

Da Cobalamin ausschließlich von Mikroorganismen produziert wird, befindet es sich einzig und allein im Verdauungstrakt bestimmter Tiere und auf der Oberfläche von ungewaschener pflanzlicher Nahrung, welche mit den entsprechenden Mikroorganismen in Kontakt gekommen ist. Durch die Aufnahme von Fleisch und einiger behandelter pflanzlicher Erzeugnisse kann daher die tägliche Mindestaufnahme erreicht werden, was jedoch nur dann möglich ist, wenn die Ernährung abwechslungsreich ist und keine beeinträchtigenden Umweltfaktoren vorliegen.

Vor allem starker Stress und das Bestehen von chronischen Magen-Darm-Erkrankungen stört die ausreichende Aufnahme von Vitamin B12 ebenso wie Alkoholkonsum, Rauchen und die Einnahme bestimmter Medikamente den jeweiligen Bedarf erhöhen können. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit sowie der Phase des Heranwachsens benötigt der Körper mehr Cobalamin als sonst, um alle Aufgaben bewerkstelligen zu können. Eine vegetarische Ernährung begünstigt ebenfalls die Entstehung eines Mangels an Vitamin B12, da dieses vor allem in tierischen Erzeugnissen vorkommt.

Keine Art von pflanzlicher Nahrung reicht dazu aus, den täglichen Bedarf an Cobalamin zu decken, wogegen aus tierischen Produkten aufgenommenes Vitamin B12 sehr gut vom Körper in der Leber gespeichert werden kann.

Werden Lebensmittel durch Milchsäuregärung haltbar gemacht, enthalten sie Mikroorganismen, welche Cobalamin erzeugen, weshalb Käse zur Deckung des täglichen Bedarfs genutzt werden kann. Auch einige Algensorten und Leguminosen wie beispielsweise Erbsen oder Bohnen weisen Gehalte an Vitamin B12 auf, die jedoch nur sehr gering sind. Dagegen eignen sich Kalbs- und Schweineleber besser für eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12, da sie zwischen 40 und 60 µg Cobalamin pro 100 g enthalten. Weitere Nahrungsmittel mit relativ hohen Cobalamin-Gehalten sind Schweineniere (20 µg pro 100 g), Hühnerleber (ca. 20 µg pro 100 g) und Heringe mit etwa 8,5 µg Vitamin B12 pro 100 g.

Da ein anhaltender Mangel an Cobalamin über Jahre hinweg vom Körper ausgeglichen werden kann, indem die Depots geleert werden, sind schwerwiegende Folgen möglich, da oftmals erst nach langer Zeit festgestellt wird, dass eine Unterversorgung vorliegt.

Funktionen von Vitamin B12

Im Großen und Ganzen lässt sich feststellen, dass Cobalamin vor allem an der Blutbildung, der Zellteilung und vielen Funktionen des Nervensystems beteiligt ist. Als Bestandteil des Coenzyms B12 nimmt es an nur zwei Stoffwechselreaktionen teil, welche einerseits für den Abbau der Aminosäure Homocystein und zum anderen für den Erhalt der Funktionen des zentralen Nervensystems verantwortlich sind. Da ein erhöhter Homocysteinspiegel mit der Entstehung von Arteriosklerose in Verbindung gebracht wird, wirkt Vitamin B12 gewissermaßen entgiftend für das Blutsystem und vermindert Ablagerungen in den Gefäßen.

Weiterhin wird Cobalamin für die Synthese wichtiger DNA-Bestandteile benötigt, sodass sich ein Mangel vor allem auf Gewebe mit hoher Zellteilungsaktivität wie das Rückenmark auswirkt, woraus wiederum eine Anämie entstehen kann. Diese geht mit einer schlechteren Sauerstoffversorgung der Organe einher und führt außerdem zu einem erhöhten Infektionsrisiko. Es werden zu wenig rote Blutkörperchen gebildet, da die Zellteilungsrate abnimmt.

Da ein Vitamin-B12-Mangel auch zu neurologischen Fehlfunktionen führen kann, zeigen sich infolge dessen häufig scheinbare Altersdemenzen, Polyneuropathien und andere Missempfindungen. Diese werden oftmals fälschlicherweise mit Folsäure behandelt, können allerdings nur durch eine geeignete Supplementierung mit Cobalamin beseitigt werden.

Nicht zu vergessen ist auch die Funktion von Vitamin B12 beim Aufbau der Hülle von Nervenfasern. Die sogenannte Myelinscheide schützt die Neuronen vor äußeren Umwelteinflüssen und wirkt elektrisch isolierend. Somit werden die Nervenzellen vor fremden Aktionspotentialen abgeschirmt und eine schnellere Erregungsleitung wird möglich. Da demyelinisierende Erkrankungen wie Multiple Sklerose mit dem Abbau der Myelinscheide einhergehen, könnte Vitamin B12 eine wesentliche Rolle bei der Verhinderung der Ausbreitung der Erkrankung spielen.

Des Weiteren wird Cobalamin für die Aufnahme von Folsäure in die Zellen benötigt, weshalb ein Mangel auch mit einer Unterversorgung an Vitamin B9 einhergeht. Dies kann schwerwiegende Konsequenzen für die Funktionen des zentralen Nervensystems haben, da beide Vitalstoffe an der Aufrechterhaltung desselben beteiligt sind.

Vitamin B12 im Einsatz gegen Krankheiten

Da der Körper zwar nur geringfügige Mengen an Cobalamin benötigt, diese jedoch essentiell für zahlreiche Lebensvorgänge sind, ist es naheliegend, Vitamin B12 auch zur Behandlung oder zur Verhinderung von Krankheiten einzusetzen. Dafür werden vor allem entsprechende Supplemente genutzt, welche eine höhere Dosierung des Vitalstoffs erlauben und somit eine ausreichende Versorgung sicherstellen.

In verschiedenen Studien konnte bereits nachgewiesen werden, dass die Einnahme cobalaminhaltiger Präparate zu einer Verminderung des Hirnschlagrisikos führen kann, da Vitamin B12 die für die Blutgefäße gefährliche Aminosäure Homocystein abbaut und somit vor schädlichen Kalkeinlagerungen schützt. Wie in 1 beschrieben ist, hatte die Kontrollgruppe mit entsprechender Supplementierung nach mehreren Jahren ein um etwa 24 % geringeres Risiko, einen Hirnschlag zu erleiden. Auch auf das Herz-Kreislauf-System wirkt sich ein verstärkter Abbau von Homocystein positiv aus, sodass zusätzlich festgestellt werden kann, dass Vitamin B12 die Herzfunktionen unterstützt und das Risiko für einen Herzinfarkt merklich verringert (siehe auch 2).

Weitere Erkenntnisse aus der gegenwärtigen Forschung sind, dass ein Mangel an Cobalamin die Gefahr der Entstehung von Depressionen verschärft (siehe auch 3) und zur Prävention gegen Alzheimer und Demenz eingesetzt werden kann, wie in 4 beschrieben ist.

Zudem kann ein niedriger Vitamin-B12-Spiegel zu kognitiven Störungen wie Morbus Parkinson führen, wogegen eine geeignete Supplementierung die Leistungsfähigkeit des Gehirns erhält (siehe auch 5).

Empfehlungen

Obwohl der menschliche Körper nur vergleichsweise geringe Mengen an Cobalamin benötigt, erfüllen diese wesentliche Aufgaben im Organismus und führen bei einem Fehlen zu schwerwiegenden Komplikationen. Da eine eventuelle Unterversorgung mit Vitamin B12 meist erst nach mehreren Jahren entdeckt wird, lohnt es sich, bereits frühzeitig hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel anzuwenden, um Folgeerscheinungen zu verhindern.

Auch im Kampf gegen degenerative neurologische Erkrankungen konnte sich Cobalamin in der Vergangenheit bereits mehrfach bewähren, sodass es heute ein unverzichtbarer Bestandteil der orthomolekularen Medizin geworden ist. Da ein Mangel an Vitamin B12 auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht, sollte stets auf eine ausreichende Versorgung geachtet werden.

In der Anwendung zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit empfiehlt sich eine Kombination mit anderen B-Vitaminen und Ginkgo Biloba Extrakt, da Ginkgo Biloba zusätzlich die Sauerstoffversorgung im Gehirn verbessern kann.

 

  1. „Saposnik G. et al., Homocysteine-lowering therapy and stroke risk, severity, and disability: additional Eindings from the HOPE 2 triel. Stroke. 2009 Apr; 40(4): 1365-72“
  2. „Atherosclerosis; 2005; 181: 131-135“ und „American College of Cardiology; 2005; 45: 1580-1584“
  3. „Sanchez-Villegas A. et al., Association between folate, vitamin B6 and vitamin 812 intake and depression in the SUN cohort study, J Hum Nutr Diet, 2009; 22(2): 122-33“
  4. „American Journal of Clinical Nutrition 2002; 75: 908 – 913“
  5. „Moore E et al.: Cognitive impairment and vitamin B12: a review; Int Psychogeriatr. 2012 Jan 6“