Vitamin D oder Calciol ist kein Vitamin im eigentlichen Sinne, da es unter der Einwirkung von Sonnenlicht auch in der Haut gebildet werden kann. Als Prohormon erfüllt es zahlreiche Funktionen im menschlichen Körper, wo es schließlich auch zum Hormon Calcitriol umgewandelt wird. Es spielt eine wesentliche Rolle im Calcium-Stoffwechsel des Blutes und ist somit für den Knochenaufbau verantwortlich.

Da Calciol vor allem autokrine Funktionen erfüllt, wird ein Mangel mit der Entstehung vieler schwerwiegender Erkrankungen in Verbindung gebracht. Im Normalzustand reguliert es nicht nur die Zelldifferenzierung und die Zellproliferation, sondern steuert auch den gerichteten Zelltod (Apoptose) und die Modulation des Immunsystems. Zusätzlich kontrolliert Vitamin D noch einige andere hormonale Systeme und ist somit an fast allen Lebensprozessen beteiligt. Nach neueren Erkenntnissen ist eine Unterversorgung mit Vitamin D ein entscheidender Risikofaktor für Immunerkrankungen wie Multiple Sklerose, Morbus Crohn und Diabetes mellitus vom Typ I (siehe auch 1). Des Weiteren begünstigt ein Mangel an Calciol die Entstehung von Bluthochdruck und anscheinend auch einiger Krebserkrankungen, wie in 2 beschrieben wird. Aus diesen Gründen sollte stets auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D über die Nahrung oder gegebenenfalls über Nahrungsergänzungsmittel geachtet werden.

Nahrungsmittel mit viel Vitamin D

Calciol ist kein gewöhnlicher Nahrungsbestandteil, sondern wird größtenteils unter ausreichender Sonneneinstrahlung aus 7-Dehydrocholesterol gebildet. Je weniger Zeit ein Mensch täglich im direkten Sonnenlicht verbringt, desto höher ist sein Bedarf an Vitamin D. Um dem Körper dennoch auch in Herbst und Winter genügend Calciol zuzuführen, können spezielle Präparate genutzt werden. Sie helfen dabei, den Organismus ausreichend mit Vitamin D zu versorgen. Vor allem aus der Kinderheilkunde ist bekannt, dass Säuglinge im ersten bzw. zweiten Lebensjahr Vitamin-D-Tabletten zur Rachitisprophylaxe erhalten, da in unseren Breiten nicht genügend Sonnenlicht fällt. Von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung werden inzwischen 20 µg Vitamin D pro Tag durch die bloße Nahrungszufuhr empfohlen, wobei die Referenzwerte für Kinder und Jugendliche teilweise doppelt bis dreimal so hoch sind. Vor allem im Winter werden gebildete Depots nach und nach abgebaut und der Körper benötigt eine erneute Zufuhr von lebenswichtigem Calciol.

Insgesamt können in der Haut wesentlich größere Mengen an Vitamin D gebildet werden als in Nahrungsmitteln vorhanden sind, jedoch sind dafür nicht immer optimale Bedingungen gegeben und das Vorhandensein von ausreichend 7-Dehydrocholesterol ist für die Synthese ebenfalls erforderlich. Aus diesen Gründen ist es oft der Fall, dass Nahrungsergänzungsmittel dazu verwendet werden müssen, die unzureichende oder fehlende Produktion in der Haut auszugleichen, denn durch Lebensmittel ist dies nicht zu schaffen.

Einige Erzeugnisse sind dennoch wichtige Vitamin-D-Quellen und können die Versorgung des Körpers unterstützen. Vor allem Lebertran und Fettfische gelten als gute Lieferanten, ebenso wie Kalbfleisch und Hühnereier herangezogen werden können. Wesentlich geringere Gehalte weisen Champignons, Leber vom Rind, Butter und Sahne auf. Sie besitzen nur wenige Mikrogramm Vitamin D pro 100 g und können daher allenfalls als Ergänzung herangezogen werden.

Funktionen von Vitamin D

Nachdem Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel oder natürliche Quellen aufgenommen oder in der Haut synthetisiert wurde, wird es in der Leber in seine Speicherform überführt und geht anschließend ins Fettgewebe über, bis sein Einsatz verlangt wird. Bei Bedarf kann es von der Niere in seine aktive Form umgewandelt werden, weshalb eine gut funktionierende Leber und gut funktionierende Nieren wesentlich für einen optimalen Vitamin-D-Status sind.

Die wichtigste Funktion von Calciol liegt sicherlich in der Regulation des Calciumhaushaltes, wobei es die Aufnahme von Calcium in die Schleimhäute und den Blutkreislauf anregt, sodass es sich in den Knochenstrukturen einlagern kann. Dadurch wird eine höhere Festigkeit des Skeletts erreicht und die Entstehung einer Osteoporose wird vermieden. Hinzu kommt, dass Vitamin D die Rückresorption von Calcium durch die Nieren anregt, was die Depots wiederum auffüllt.

Kaum ein Bereich des Körpers funktioniert ohne Calciol reibungslos, da es an zahlreichen Regelungsprozessen beteiligt ist und etliche hormonelle Funktionen erfüllt. Zum einen sorgt es für eine korrekte Bildung neuer Zellen und zum anderen für die umfassende Eliminierung entarteter Zellen durch Apoptose, was als Vorsorge gegen Krebs gewertet werden kann. Weiterhin führt Vitamin D zu einer ständigen Anpassung und Weiterentwicklung des Immunsystems, sodass der Körper eine gute Abwehr für Krankheitserreger besitzt. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Funktion von Calciol bei der Insulinproduktion und -wirkung, durch welche der Blutzuckerspiegel reguliert und die Energiegewinnung aus Zucker angeregt wird.

Besonders im Kindes- und Jugendalter benötigt der Körper viel Vitamin D, da ansonsten die Entwicklung von Knochen und Muskulatur verzögert abläuft. In Extremfällen sind sogar Deformationen der Wirbelsäule und Gelenkschmerzen möglich. Auch Personen mit chronischen Leber- oder Gallenblasenerkrankungen weisen einen erhöhten Bedarf an Calciol auf, da sie Fett nur sehr schlecht resorbieren können und daher weniger Vitamin D aufnehmen und speichern können. Patienten mit Nierenleiden können zudem weniger Calciol in seine aktive Form überführen und benötigen daher ebenfalls eine kontinuierliche Zufuhr über Nahrungsergänzungsmittel.

Vitamin D im Einsatz gegen Krankheiten

Da bereits bekannt ist, dass eine Unterversorgung mit Vitamin D zur Entstehung einer Vielzahl von Krankheiten führen kann, ist es offensichtlich, welch präventives Potential dieser Vitalstoff für den Menschen besitzt. Wird eine ausreichende Versorgung sichergestellt, liegt das Risiko für gewisse Erkrankungen deutlich niedriger im Vergleich zum anderen Fall und sorgt für eine langfristige Gesunderhaltung des Körpers. Zahlreiche Erkrankungen können zudem mit Calciol behandelt und in ihrer jeweiligen Schwere eingedämmt werden.

In einer Studie aus dem Jahr 2009 wurde beispielsweise untersucht, inwiefern das Vorhandensein von Vitamin D die Entstehung von Erkältungskrankheiten beeinflusst. Es stellte sich dabei heraus, dass ein niedriger Calciol-Spiegel Erkältungen und auch Asthma begünstigt, da Vitamin D das Immunsystem reguliert und für wesentliche Vorgänge der körpereigenen Abwehr verantwortlich ist. Mit einer geeigneten Supplementierung ist es möglich, die Erkrankungshäufigkeit zu reduzieren und Störungen der Atemwege schrittweise zu beseitigen, wie in 3 nachzulesen ist.

Da Vitamin D außerdem antiinflammatorische Effekte aufweist, wird es bei der Behandlung chronischer Entzündungen eingesetzt und hemmt dabei die entsprechenden Mediatoren. Durch einen Vitamin-D-Rezeptor, welcher direkt an die DNA bindet, ist es möglich, die ansonsten ablaufende Entzündungskaskade zu unterdrücken. Letztlich könnten also Patienten mit chronischem Asthma, Arthritis oder Prostatakrebs von einer entsprechenden Supplementierung profitieren (siehe auch 4).

Leiden Diabetiker unter einer Polyneuropathie, lässt sich meist auch ein niedriger Vitamin-D-Spiegel feststellen. Im Zuge der Erkrankung treten zumeist an den Extremitäten Sensibilitätsstörungen auf und im schlimmsten Fall kann eine Lähmung entstehen. Daher ist es ratsam, bei einer bestehenden Diabetes entsprechende Calciol-Supplemente einzunehmen um die Entstehung einer Neuropathie zu verhindern (siehe auch 5).

Fazit

Ohne Vitamin D läuft kaum eine Reaktion im Körper ungestört ab und es kommt zu zahlreichen Funktionsausfällen. Da der Vitalstoff zum größten Teil in der Haut gebildet wird, sollte ein regelmäßiger Kontakt mit direktem Sonnenlicht erfolgen, was vor allem in der dunklen Jahreszeit nicht immer ausreichend der Fall ist. Besonders dann können Nahrungsergänzungsmittel eine wichtige Unterstützung bei der Aufrechterhaltung aller Aufgaben von Vitamin D sein, denn normale Lebensmittel enthalten kaum oder gar kein Calciol.

Auch im Kampf gegen bestimmte Krankheiten konnte sich der hormonähnliche Stoff bereits oft beweisen, wird er doch erfolgreich gegen Polyneuropathien, Entzündungen und Erkältungen eingesetzt. Weiterhin stehen einige psychische Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen im Verdacht, eine enge Verbindung zu niedrigen Vitamin-D-Spiegeln aufzuweisen.

  1. „Szodoray, P. et al.: The complex role of vitamin D in autoimmune diseases. In: Scand J Immunol. 68, Nr. 3, 2008, S. 261–269“
  2. „Peterlik, M. et al.: Calcium, vitamin D and cancer. In: Anticancer Res. 29, Nr. 9, 2009, S. 3687-3698“
  3. „Ginde A. et ei., Association between serum 25-hydroxyvitamin D levet and upper respiratory tract infection in the Third National Health and Nutrition Examination Survey, Arch Intern Med, 2009 Feb 23; 169 (4): 384-90“
  4. „MNT medicalnewstoday.com, 26. Feb. 2012: How vitamin D inhibits inflammation“
  5. „D. Shehab et al.: Does Vitamin D deficiency play a role in peripheral neuropathy in type 2 diabetes? Journal compilation, 2011 Diabetes UK, DOI: 10.1111/j.1464-5491.03510“