Schlafstörungen bei Kindern sind weiter verbreitet als angenommen. Omega-3-Fettsäuren können dabei helfen, den Schlaf wieder erholsamer und gesünder zu gestalten. Und die Fettsäuren haben noch weitere Vorteile für die Gesundheit.

Es ist Nacht – vielleicht ein Uhr, vielleicht später. Seit Stunden schon will der Schlaf nicht kommen. Man fühlt sich müde, ausgelaugt, kann den Arm kaum heben und dennoch kreisen die Gedanken um Geschehnisse der Vergangenheit oder Sorgen darüber, was der nächste Tag bringen wird. Der Körper bleibt unruhig, findet keine Erholung. Es ist drei Uhr.

Gelegentliche Schlafstörungen kennt jeder. So sehr sie auch für Erwachsene unangenehm sind – für Kinder stellen sie eine Tortur dar. Das umso mehr, wenn sie nicht nur ab und zu die Nachtruhe rauben, sondern sich regelmäßig einstellen und das sich Nähern der Schlafenszeit zu einem mit Angst erfüllten Tagesabschnitt machen. Oft sind die flehenden Bitten der Kleinen, doch bitte noch nicht ins Bett zu müssen, Hilferufe, die Eltern anzeigen können, dass der Nachwuchs ein ernst zu nehmendes Schlafproblem hat.

Das geschieht häufiger als gemeinhin angenommen. Über 30 Prozent der Kinder in Deutschland finden, so die „Kölner Kinderschlafstudie“, die unter Mitwirkung der Universität zu Köln entstand, regelmäßig nur unzureichend Schlaf. Knapp die Hälfte davon sind von schwerwiegenden Ein- und Durchschlafstörungen betroffen (1).

Die Omega-3 Fettsäure DHA vermindert Leseschwächen

Genau mit diesem Problem beschäftigt sich eine aktuelle Studie der britischen Eliteuniversität in Oxford. Die Vorgeschichte der Untersuchung unter der Leitung von Prof. Dr. Paul Montgomery ist eng verbunden mit den sogenannten DOLAB-Studien (DHA Oxford Learning und Behaviour Studies), die sich mit dem Einfluss von mehrfach ungesättigten Omega-3 Fettsäuren, insbesondere Docosahexaensäure (DHA), auf Lern- und Verhaltensweisen von Kindern an insgesamt 74 Grundschulen im Alter von sieben bis neun Jahren beschäftigten. Hier stellte Montgomery und sein Team unter denjenigen jungen Studienteilnehmern, die eine Leseschwäche aufwiesen, fest, dass durch die Einnahme von DHA deutliche Verbesserungen erreicht werden können (2).

Können Schlafstörungen für Leseschwächen mitverantwortlich sein?

Omega 3 Fettsäuren und KinderUm Aussagen über einen Zusammenhang von DHA und dem Schlafverhalten treffen zu können, wählten die Oxford-Wissenschaftler 395 Fälle aus, bei denen entsprechende Informationen durch Aussagen der Eltern sowie Analysen zum DHA-Gehalt im Blut der Kinder vorlagen.

Aufgrund des bekannten Phänomens, dass ein gestörtes Schlafverhalten sehr häufig ursächlich für Verhaltensauffälligkeiten und Lern- sowie Leistungschwächen verantwortlich ist, bezogen die Forscher auch dokumentierte Aufzeichnungen zu diesen Problemen in ihre Auswertung mit ein. Daraufhin wurde eine Gruppe von 362 Kinder mit einer Leseschwäche ausgewählt und zu einer randomisierten und kontrollierten Detailstudie eingeladen.

Das Ziel war, herauszufinden, ob Omega-3 Fettsäuren eine Reduktion von Schlafstörungen bewirken und sich so positiv auf Lesefähigkeiten auswirken können. Aus dieser Gruppe wiederum wurden 43 Kinder nach dem Zufallsverfahren selektiert, die zusätzlich vor Untersuchungsbeginn sowie nach deren Ende jeweils für fünf Tage mit einem Aktigraph, einem Messgerät, das das Schlafverhalten aufzeichnet, ausgestattet wurden. Alle Kinder erhielten über einen Zeitraum von 16 Wochen entweder 600 Milligramm DHA täglich oder ein Placebo.

Mit Omega-3 eine dreiviertel Stunde mehr Schlaf – Beziehung zu Leseschwächen muss Folgestudie DOLAB II klären

Wie nicht anders zu erwarten, führte die DHA-Vergabe zu einer deutlichen Steigerung der Omega-3-Werte im Blut der Kinder. Was die Forscher dann jedoch erstaunte, war, dass die Teilnehmer der DHA-Gruppe ihr Schlafverhalten im Laufe der Studie so verbessern konnten, dass die Aktigraph-Daten nach der Omega-3-Vergabe eine täglich um 46 Minuten verlängerte Schlafphase im Vergleich zur Situation vor der Einnahme belegen konnten (3).

Ein Zusammenhang zwischen der Verbesserung der Nachtruhe und einem Rückgang von Leseschwächen konnte jedoch noch nicht hinreichend belegt werden. Unter anderem um dies herauszufinden, ist Anfang 2013 die nächste Studienrheihe DOLAB II angelaufen. Ergebnisse hieraus werden nicht vor Sommer 2015 erwartet.

Quellen:

(1) Wiater, Alfred, et al., „Häufigkeit und Belastungsfaktoren bei Schlafstörungen im Einschulalter“, Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 53 (2004) 1, S. 3-18.
(2) Montgomery, Paul, et al., „Docosahexaenoic Acid for Reading, Cognition and Behavior in Children Aged 7-9 Years: A Randomized, Controlled Trial (The DOLAB Study), Plos One, Epub published ahead of print.
(3) Montgomery, Paul, et al., „Omega-3 DHA and Children’s Sleep: New findings from the DOLAB Studies“, Präsentation auf Omega-3 DHA and Children’s Behaviour and Learning – New Insights from the DHA Oxford Learning and Behaviour (DOLAB) Studies, 4 September 2013.